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Die Edition des Münchner Künstlerhauses ”slow food”
Im Vorfeld der 1. Europäischen Lithografietage in München, die von 30.08. bis 04.09.2005 stattfinden, entsteht im Zeitraum von Januar bis Juni 2005 ein Mappenwerk mit großformatigen Lithografien: "slow food". Stephan Baumkötter, Reinhold Budde, Wolfgang Ellenrieder, Michaela Melian, Norbert Prangenberg und Gesa Puell beteiligen sich mit je zwei Lithografien. Sarah Dudley und Ulrich Kühle, Irland, Tamarind Masterprinter, New Mexico, drucken eine Auflage von 30 Mappen auf BFK Rives, 300 Gramm im Format 120 x 80 cm in Farbe und Schwarzweiß in der Lithografiewerkstatt STEINDRUCK MÜNCHEN, die Organisation und Koordination übernimmt die Werkstattleiterin Gesa Puell.
Unterstützt wird die Erstellung der Edition von der Münchner Künstlerhaus-Stiftung, Römerturm Feinstpapiere, Frechen, und der Staatlichen Graphischen Sammlung, in der Pinakothek der Moderne, München, in der die Edition ausgestellt wird.
Der Titel ”slow food” ergibt sich aus den Qualitäten der künstlerischen Lithografie im zeitgenössischen Kunstbetrieb und den offensichtlichen Parallelen zur gleichnamigen Ernährungsbewegung.
Im Gegensatz zum schnellen und spontanen Resultat verlangt der Steindruck bei allen Prozessen Geduld. Schon die differenzierte Grundausstattung der lithografischen Küche - Solnhofener Kalksteine aus der Region von höchster Qualität, lithografische Kreiden und Tuschen, nach alter Rezeptur gemischt, Gummiarabikum, das in keiner Küche fehlen darf, Druckfarbe von exakter cremiger Konsistenz, nicht zu dünn- und nicht zu zähflüssig, Leder- und Gummiwalzen, sorgfältigst gewickelt, und Büttenpapiere, in langen Prozeduren säurefrei geschöpft - läßt darauf schließen, daß es sich bei der Lithografie nicht um ein schnelles Verfahren handelt. Bedenkt man die sorgfältig ausgewählten Zutaten, die langen Vorbereitungszeiten, die Zeit, die der Stein sich nimmt, um seine speziellen Qualitäten zu entfalten, und die altüberlieferten, teils geheimen Rezepturen, die man erlernen muß, um den Druck zu optimieren, erkennt man, daß der Faktor ”Zeit” die Arbeitsweise und die Ergebnisse der Lithografie prägt.
Die Lithografie hat sich im Laufe von 200 Jahren im künstlerischen Bereich zunehmend verfeinert, wurde vielfältiger und experimenteller und bewahrte sich - trotz oder gerade wegen ihrer Tradition - immer auch ihre Modernität. Wer in dieser Küche der Chefkoch ist, ist oft nicht eindeutig bestimmbar - der Künstler, der die Zeichnung entwirft, oder der Drucker, der die Auflage präzise druckt. Sie müssen ein eingespieltes Team sein, alle Handgriffe aufeinander abgestimmt, damit am Ende möglichst viele "Konsumenten" erreicht werden.

Auflage Stephan Baumkötter

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